Eisernes Buch
der Gemeinde Lobberich (1929)

- Volksbildungsbestrebungen und -Veranstaltungen -

Seite 144

eisernes Kreuz

Die Vereine mussten infolge Einberufung ihrer Leiter und Mitglieder ihre Tätigkeit zur Weiterbildung entweder ganz einstellen oder doch sehr einschränken. Damit das Geistesleben in der Gemeinde nicht ganz anschaffte, sorgte die Gemeindeverwaltung für Volksbildungsbestreben und -Veranstaltungen. Es fanden Vorträge statt, in denen mangelhaftes Wissen ergänzt, falsche Vorstellungen berichtigt, die wichtigsten Bericht aus dem Kriege, aus dem Gemeinde- oder Geschäftsleben erstattet und Aufklärungen und Belehrungen in schwebenden Tagesfragen gegeben wurden. Von den vielen Veranstaltungen seien nachstehende als die wichtigsten erwähnt:

  • Am 17. Januar 1915 veranstaltete der katholische Kirchenchor im Saale des Gesellenhauses eine vaterländische Feier, die einen reichen Ertrag für Kriegszwecke erzielte. Bei dieser Gelegenheit sprach Vater Theodosius aus dem Kapuzinerkloster zu Inrath bei Krefeld über das Thema: „Unsere Feinde und unsere Hoffnungen.“
    Der in der Gastwirtschaft Passmann, Markt, am 2. Februar 1915 gehaltene Vortrag des Chefarztes des hiesigen Vereinslazaretts, Herrn Dr. Frank, M. Gladbach, über: „Der Samariterdienst auf dem Lande und der Schule“ hatte einen zahlreichen Besuch aufzuweisen. Außer den Lehrpersonen Lobberichs und der Umgebung hatten sich viele Bürger eingefunden.
  • Am 7. März 1915 veranstaltete der kaufmännische Verein einen vaterländischen Abend. Der große Kessels´sche Saal war mit Verwundeten aus dem hiesigen Vereinslazarett und mit Bürgern gefüllt. Frau Ottilie Stein, Karlsruhe, die als Rednerin bekannt und geschätzt war, sprach in ihrer Festrede über das deutsche Volkslied. Sie schilderte das deutsche Volkslied als das geeignetste und schönste, das in allen Lagen des Lebens zu Herzen gehe. Stürmischer Beifall wurde der geschätzten Rednerin zuteil.
  • Am 17. Oktober 1915 veranstaltete derselbe Verein im Kessels´schen Saale wiederum einen Vortragsabend. Herr Emil Fromholz, Dortmund, sprach über das zeitgemäße Thema: „Das Unterseeboot als Kriegswaffe“.
    Ein großes Wohltätigkeitskonzert fand am 24. Oktober 1915 im gleichen Saale statt, dessen Reinertrag nach Abzug aller Unkosten den Betrag von etwa 300 Mark ergab, der dem Vaterländischen Frauenverein und dem Malteserhülfsverein je zur Hälfte überwiesen wurde.
  • Von ersten Solisten des 2. Ersatzbataillons. Inf. Regt. 161 zu Eschweiler wurde am 5. November 1916 im Kessels´schen Saale ein Wohltätigkeitskonzert veranstaltet, dessen Ertrag für die Kriegsfürsorge bestimmt war.
  • Zur Feier des 50 jährigen Bestehens des Vaterländischen Frauenvereins fand am 11. November 1916 im Saale des Gesellenhauses zum Besten der Lobbericher Ortsgruppe ein gut besuchtes Konzert statt, dessen Ausführung die Kapelle des Landsturm- Bataillons Rheyth übernommen hatte. Herr Hauptmann d.R., Bürgermeister Greiffenberg, hielt zu Beginn der Feier eine Ansprache an die Besucher, in der er sich zunächst über das segenreiche Wirken der großen Organisation des Vaterländischen Frauenvereins in den 50 Jahren seines Bestehens im allgemeinen verbreitete und dann den Anwesenden einen Überblick gab über die Tätigkeit des 1911 in Lobberich gegründeten Vaterländischen Frauenvereins. Diese habe sich nicht allein auf die Pflege der Verwundeten in den hiesigen Lazaretten beschränkt, seine Fürsorge habe sich auch besonders erstreckt auf die Unterstützung der verschämten hausarmen und die Versorgung der armen Wöchnerinnen, was durch die Freigebigkeit der Vorsitzenden und der anderen Vorstandsdamen ermöglicht wurde. Ein neues Ziel seiner Tätigkeit habe er sich gestreckt in der Übernahme und Leitung der in Aussicht genommenen Einrichtung einer Volksküche für den bevorstehenden Winter. Die beifällig aufgenommenen Ausführungen endeten in ein Hoch auf die Schirmherrin des Vaterländischen Frauenvereins. Eine Überraschung der Konzertbesucher bot das unerwartete Erscheinen des Hofopernsängers Gries, Weimar, und des Geigers Schmidt, Köln. Diese boten aus dem reichen Schatze ihrer Künste den Zuhörern manche Gabe.
  • Am 28. Januar 1917 veranstaltete das Ref. -Inf. -Rgt. 68 für die Hinterbliebenen seiner gefallenen Kameraden ein Konzert in Kessels´schen Saale.
    Eine erträgliche Tellersammlung wurde dem Wohltätigkeitsfonds überwiesen.
    Die Gemeinde Lobberich veranstaltete am 2. Juni 1918 im Gesellenhause einen Volksunterhaltungsabend. Diese Veranstaltung nahm in allen Teilen einen wohlgelungen Verlauf, sowohl in musikalischer und gesanglicher Erziehung, als auch in Bühnendarbietungen, die sich infolge ihrer bezaubernden Gestaltung einer besonderen Kunst und Anerkennung der Besucher zu erfreuen hatte. Eine Wiederholung dieses Unterhaltungsabends erfolgte am 9. Juni 1918. Der Reinertrag der beiden vaterländischen Abende betrug 1.380 Mark, über dessen Verwendung der Ausschuss für Kriegsbürgerkunde beschloss.

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