ihre aktuelle Wochenzeitung
nicht nur für Lobberich!

Donnerstag, 22. August 2002


Langweiliges Lobberich

Zentrum wie ausgestorben
Noch ist kein Gegenrezept gefunden / Werbering vertraut auf die Zukunft

Lobberich (ur). Das Imbiss Restaurant in der Lobbericher Fußgängerzone in der Von-Bocholtz-Straße steht leer. Für das ehemalige Schuhhaus Deichmann ist noch kein Nachmieter gefunden. Geschenkartikel kann man zwischen einem Dienstleistungsunternehmen (fürs Arbeitsamt) und mini-textil auf der Hochstraße auch nicht mehr kaufen. Die "Galerie am Park" sucht einen Nachmieter, im Durchgang hinter der Deutschen Bank steht Gewerbefläche leer. Auf einer Markise sind die Buchstaben von "sissy-Herrenwäsche" noch zu erkennen, das Geschäft aber ist mit blauem Papier zugeklebt. Im China-Restaurant werden schon längere Zeit keine gebratenen Enten mehr verspeist, die ehemalige OttoShop-Station gegenüber dem alten Rathaus steht jetzt zum Verkauf.

Für die Rückseite von "Ihr Platz" ist offensichtlich noch kein Mieter gefunden, daneben gibt Herrenmoden Terhaag das Geschäft auf, und auch die Caritas zieht aus dem Gebäude neben dem Kino aus. Auf der Hochstraße steht das ehemalige Geschäft von Foto-Jürgensen (gab es dort danach nicht Modeschmuck zu kaufen?) leer.

Hat denn keiner genügend Unternehmergeist, um in Lobberichs Zentrum das Herz in die Hand zu nehmen? Oder sind die Mieten zu hoch?

Was früher einmal ein Schuhgeschäft war, wird jetzt zur Werbefläche für einen Tanzkurs: Nicht das einzige leere Ladenlokal in Lobberichs Innenstadt.
Foto: U. Rentzsch

Dirk Holthausen, neben Hans-Georg Kotschate einer der beiden Besitzer der "Deichmann-Räumlichkeiten" hat den Mietpreis schon drastisch gesenkt: "Deichmann zahlte uns 9.000 Mark im Monat, jetzt liegen wir bei 3.500 Euro." Aber es sei dennoch schwierig, die 360 Quadratmeter "an das richtige Unternehmen" zu bringen. Ein Gastronomieunternehmen zeigte zwar Interesse, die beiden Architekten winkten aber ab: Wir müssen auch den Konkurrenzschutz berücksichtigen", so Holthausen. Links liegt das "Eisparadies Hüpen", rechts die Bäckerei Kamps, beide bieten bei gutem Wetter eine Bewirtung unter freiem Himmel an.

"Uns passt die Situation in Lobberich auch nicht", sagt Hans-Jürgen Koll, 1. Vorsitzender des Lobbericher Werberings, "aber in Lobberich ist es noch relativ ertragbar." Norbert Backes, 2. Vorsitzender des Werberings, sieht die Gründe auf höherer Ebene: "In ganz Deutschland bricht der Einzelhandel zusammen, wir in Lobberich sitzen nicht im goldenen Boot." Der Kunde zeige Zurückhaltung, der Werbering habe auf dieser Ebene keinen Einfluss. Wir haben noch nicht einmal Einfluss auf Hausbesitzer in der Fußgängerzone", merkt er an. Lieber eine Kette, als dass ein Geschäft leer stehe, so die Devise von Norbert Backes.

Wir brauchen in unserer Mitte attraktive Geschäfte", fordert Lobberichs Ortsvorsteher Harald Post im Gespräch mit den GN (Verweis). Mit dem Ferkes- und dem Adventsmarkt, der Umgestaltung des Innenbereiches und in drei Jahren 500 Jahre Marktrecht in Lobberich feiern - so soll der Handelszug wieder ins Rollen kommen - meint Backes.

Wird Lobberich also nicht zur Geisterstadt? "Nicht den Teufel an die Wand malen, sondern die Strukturveränderungen als Ansporn begreifen", fordert Dietmar Sagel, Geschäftsführer der NetteAgentur, die für das Stadtmarketing in Nettetal zuständig ist. Nach den Ferien werde man einen Arbeitskreis "Einzelhandel" damit beauftragen, das Dauergespräch Handel - Stadt zu suchen. Sagel zeigt sich optimistisch: Mit Ergebnissen aus diesem Kreis sei in den nächsten Monaten zu rechnen.


Tombstone Lobberich


Mal eben durch Lobberichs Fußgängerzone bummeln gehen, vielleicht Freunde treffen, sich draußen irgendwo hinsetzen, ein kühles Getränk genießen, sehen, was der Einzelhandel in seinen Schaufenstern anzubieten hat und womöglich am nächsten

Tag auch noch das eine oder andere erwerben - das ist zurzeit blanke Utopie. Lobberichs Ortskern wirkt wie ausgestorben, die Bewirtungsstühle werden gegen acht Uhr abends reingeräumt.

Leere Geschäftslokale, leere Fußgängerzone, leere Kassen.

Wenn es in ganz Deutschland mit dem Einzelhandel bergab geht, weil der Bürger zuwenig Geld in den Taschen hat, mag das ein Grund sein. Dennoch sollte es möglich sein, belebende Konzepte zu entwickeln, die Lobberich zur Einkaufsstadt zu machen. Man betitelt sich ja selbst gelegentlich so.

Ob Werbering, Verschönerungsverein, Stadt oder NetteAgentur - es ist völlig gleich, wer das Heft in die Hand nimmt. Nur warten, bis der andere anfängt, ist die falsche Lösung. Es muss in Lobberichs Interesse sein, die Leute vom Sofa hoch zu locken. Sonst pfeift bald bloß noch der Wind durch die Gassen.

Von Ulrich Rentzsch


GN im Gespräch mit den Ortsvorstehern


Heute: Der Stadtteil Lobberich, Teil 4

Nettetal (dv). In dieser Woche stellen wir Ihnen den Ortsvorsteher von Lobberich, Harald Post, vor.


Harald Post
Foto: Daniela Veugelers

Wo steht der Stadtteil Lobberich in ihren Augen heute?

Post: Sieht. man Lobberich im Gesamtgefüge der Stadt Nettetal, so kann man den Ort schon als Einkaufs-. und Verwaltungsstadtteil ansehen. Als größter Ortsteil gibt es hier ein Fleckchen für Handel und das Gewerbe. Die Zeit der großen Industrien wie Niedieck, scheint vorbei zu sein. Daher sollte sich die Stadt darauf einstellen, in Zukunft das Verwaltungszentrum zu sein.

Wenn Sie einen Wunschfrei hätten, was könnte sich Ihrer Meinung am Jetzt-Zustand noch verbessern?

Post: An erste Stelle steht die Gestaltung der Innenstadt Lobberichs. Das Innenstadtkonzept ist in Planung, wobei der Vorschlag des Herrn Schröder sehr gut gefällt. Klar ist auch, dass die Menschen immer noch an die Geschäfte heranfahren müssen, mit Parkbuchten für ältere Menschen. Sicherlich kommt die Gestaltung nicht sofort. Die Menschen sollten den Ideen nur etwas toleranter gegenüberstehen. Dabei meine ich zum Beispiel die Ansiedlung von Gastronomie vor dem Alten Rathaus. Wenn klar ist, dass es laufend Beschwerden der Anwohner gibt, kann so ein Platz nicht belebt werden. Die Ideen müssen heute schon diskutiert werden, obwohl die Neugestaltung erst in zehn Jahren kommt, Zudem würde ich auch in diesem Zusammenhang wünschen, dass die Menschen wieder etwas mehr zusammen rücken. Das heißt, die Menschen sollten in die Vereine eintreten und ihr Glück vor Ort zu suchen. Viele Menschen geben ihre Heimat um sich herum auf, weil sie am Wochenende raus fahren wollen. Lobberich hat zum Beispiel eine gesunde Bruderschaft, aber sie bekommen keinen König "zusammen". Die Menschen wollen keine Verantwortung mehr übernehmen. In Zukunft wird das Geld immer knapper werden, die Menschen werden öfters zu Hause sein, das könnte auch den Vereinen zugute kommen.

Wo sehen Sie die Entwicklungsperspektiven für den Stadtteil Lobberich?

Post: Entwicklungschancen sehe ich im Ausbau der Kulturarbeit. Von Lobberich ausgehend könnte man viele Veranstaltungen anstoßen. Auch ist die Gestaltung des Ortsumfeldes ein wichtiges Thema. Es gibt immer häufiger dreckige Ecken in Lobberich, die wieder auf Vordermann gebracht werden müssen. Dafür könnte man auch ruhig Asylbewerber einsetzten, die sich so ein Zubrot verdienen können. Ein Aspekt zu dem Thema ist sicherlich auch die neue Dreifachhalle auf dem alten LSC-Platz. Klar ist, dass das Gymnasium unbedingt eine neue Turnhalle braucht. Wichtig ist aber auch die weitere Entwicklung des Ortskerns. Dieser muss vom Durchgangsverkehr befreit werden. Ein weiteres Thema, das uns beschäftigen wird, ist die Standortfrage der Supermärkte, die noch nicht geklärt ist. Meiner Überzeugung nach, gehören Geschäfte wie Plus an die Peripherie von Lobberich. Eine Fußgängerzone hat viele Nachteile durch einen Supermarkt in seiner Mitte. Die Fenster sind nicht beleuchtet am Abend, die Anlieferer machen Krach, und das hohe Verkehrsaufkommen durch die Kunden fördert auch keine schöne Fußgängerzone. Wir brauchen in unserer Mitte attraktive Geschäfte. Das Konzept des Werberings muss in diesem Punkt stimmen. Aus meiner Sicht, ist der gemeinsame Wille die Innenstadt zu gestalten, noch nicht ausreichend vorhanden. Die Kunst ist nämlich, in schlechten wirtschaftlichen Zeiten, die Macher zu bewegen, ihr Geld zu investieren. Manchmal ist es aber auch die Quadratur des Kreise. Der Bürgermeister beleuchtet die Innenstadt von Lobberich, wenn die Händler mindestens ihre Geschäfte bis 22 Uhr beleuchten. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Ein weiteres, heißes Thema sind die Asylberwerberheime. Ich habe viel Verständnis für die Sorgen der Anwohner, aber die Asylanten müssen nun mal untergebracht werden. Ich spreche mich aber auch für eine Verteilung auf alle sechs Stadteile aus. Die Menschen müssen in Mietwohnungen untergebracht werden, da wir eine Ghettobildung verhindern wollen. Die Situation muss entzerrt werden.

Wieso leben Sie gerne in Lobberich? Was schätzen Sie an "ihrem" Stadtteil?

Post: Ich bin damals von Berlin nach Lobberich gezogen und habe anfangs die Stadt als reine Wohnstadt erlebt. Im Laufe der Jahre hat sich dieses Bild aber grundlegend geändert. Als die Überlegung anstand, sich hier ein Haus zu bauen oder zu kaufen, entschied ich mit meiner Familie, in Lobberich Wurzeln zu schlagen. Was mir an der Stadt so gefällt ist das funktionierende Vereinsleben und die offenen und fröhlichen Menschen. Dies alles hat mich bewogen, Lobberich als meine Heimat anzusehen. Ich habe mit meiner Familie sieben Monate in Rheinberg gewohnt, aber wir entschlossen uns schnell, wieder hierher zurückzukehren. Das Umfeld ist einfach sehr schön, man ist schnell in der Natur, das gefällt mir. Als Ortsvorsteher von Lobberich möchte ich die Menschen einfach nur zusammen führen. Mir ging es damals sehr gut, da habe ich mich entschlossen, in die Politik zu gehen, um anderen Menschen etwas zurückzugeben. Mein Augenmerk bei der Arbeit liegt auf den Vereinen, Straßengemeinschaften und natürlich der Kulturarbeit. Zudem möchte ich jungen Menschen die Gelegenheit geben, eine Heimat zu finden. Dazu habe ich auch angeregt im Lobbericher Frohsinn, Jugendarbeit anzustoßen. Die jungen Sänger und Sängerinnen können in einem Art Projektchor Stücke einüben. Nach dem Abschluss können sie dann selber entscheiden, ob sie sich fest an den Verein binden oder nicht. Ähnliches gelingt uns ja auch beim "Theater unterm Dach".

Lesen Sie dazu auch die Leserbriefe der kommenden Woche


Städtischen Haushalt nicht zu stark belasten


Planungen der Dreifachhalle nimmt konkrete Formen an

Lobberich (dv). Das Thema Dreifachsporthalle auf dem ehemaligen LSC?Gelände nimmt langsam Form an. Der neue Beigeordnete Christian Wagner sieht in der Realisierung der Halle eine der großen Aufgaben in seiner Amtszeit. "Wir diskutieren im Moment verschiedenste Finanzierungsmodelle, dabei können sich vielleicht auch die Bürger und Bürgerinnen von Nettetal beteiligen", so Wagner zu den GN.

Erklärtes Ziel der Stadt ist es, den städtischen Haushalt nicht zu stark zu belasten. "Wir werden vielleicht noch eine kleine Unterstützung vom Land erhalten, aber auch diese Zuwendungen werden momentan drastisch zusammengestrichen", klärt der ehemalige Hagener auf. Die Vergabe des Auftrages an die Planungsgruppe Hürth findet die volle Unterstützung des Beigeordneten, da "sie schon Hunderte von Hallen dieser Art geplant haben".

Momentan beraten Verwaltung, Vereine und Stadtsportverband über eine mögliche Einrichtung. "Wir werden wohl keine besonders luxuriöse Ausstattung erhalten, denn alle zusätzlichen Dinge gehen ins Geld". Das unbedingt Notwendige wird aber sicherlich ihren Platz in der Halle finden. Schon länger im Gespräch ist die Gründung eines Fördervereins für die Halle.

Beim Neubau der Halle, die die Stadt nicht alleine finanzieren kann, kann sich Wagner ein ähnliches Konzept wie beim Rathausneubau vorstellen. Damals baute die Objektgesellschaft Frauenrath das neue Rathaus und erhielt dafür von der Stadt zahlreiche alte Gebäude, wie das Breyeller Rathaus, das nun zur neuen Caritas?Station umgebaut wird.

Angesprochen auf den Wunsch der Kaldenkirchener nach einer eigenen Sporthalle betont Wagner, dass dies ein Ziel für die Zukunft sei, aber erst wenn die Halle in Lobberich stehe. Wagner: "Ich kann die Einstellung des Kaldenkirchener Ortsvorstehers Andreas Bartsch nur unterstreichen."


Putzer noch am Werk


NetteAgentur muss bis Oktober auf neue Räume warten

Lobberich (dv). Auf der letzten Sitzung des Rates vor der Sommerpause beschloss der Rat mit den Stimmen der CDU den Umzug der NetteAgentur von ihrem jetzigen Standort, an der Werner-Jaeger-Halle, hin zum Doerkesplatz. Möglichst bald soll die Agentur für Tourismus und Kultur auf 110 Quadratmeter den Kunden und Touristen ihren Service aus einer Hand anbieten. "Die Umbauarbeiten sind in vollem Gange", betont Roger Dick, zuständig für die Kulturarbeit bei der NetteAgentur.

Zurzeit arbeiten noch die Maler in den ehemaligen Räumen der Stadtsparkasse. Bald werden die Möbelpacker folgen. "Ein Umzug in der Urlaubszeit war leider nicht möglich, außerdem sind die Räumlichkeiten noch nicht fertig", erklärt Dick. Seiner Einschätzung nach, kann im Oktober die Gelegenheit zum Umzug genutzt werden. Auf gepackten Kisten sitzt daher in der NetteAgentur noch niemand.

Die Pläne für die künftige Wirkungsstätte lesen sich gut. Die Kunden werden in einem großen Vorraum mit allem versorgt was ihr Kundenherz begehrt. Zur Zeit wird überlegt, ob man eine Empfangstheke oder doch lieber Schreibtische einbaut. An den Wänden werden Ständer mit Infomaterial zu finden sein, zusätzlich soll ein kleiner Wartebereich, eingerichtet werden. Im hinteren Teil des Büros werden drei Büros eingerichtet. Das Größte wird von Dietmar Sagel, Leiter der NetteAgentur bezogen, die anderen beiden erhalten jeweils drei Arbeitsbereiche. Der Dienst im Empfang wird nach internen Überlegungen unter den Mitarbeitern aufgeteilt. "Es ist dann auch wahrscheinlich, dass unser Chef im Empfang Theaterkarten verkauft", erklärt Dick. Für den Dienst beim Empfang muss sich daher jeder Mitarbeiter ein größeres Basiswissen zulegen. "Ich erwarte schon, dass der Mitarbeiter für Tourismus auch den Spielplan kennt und Karten verkaufen kann. Genauso wie ich auch Radwanderkarten herausgebe oder den Kontakt zu einem Hotel herstelle", so der Nettetaler Die Räume in der Werner-Jaeger-Halle werden nicht komplett aufgegeben. Zumindest das Büro des ehemaligen Kulturamtsleiters bleibt erhalten, "da wir bei Veranstaltungen vor Ort sein müssen". Was mit dem ehemaligen Raucherfoyer passiert ist noch nicht abschließend geklärt. Vielleicht findet das Gymnasium eine Verwendung für die Fläche. Sicher ist auf jeden Fall, "dass es keine Büroräume bleiben werden", versichert Dick.


Noch wird in den Räumen der Sparkasse, in denen früher die LBS untergebracht war fleißig gearbeitet. Bis Mitte Oktober muss die NetteAgentur noch warten, ehe sie ihre neue Heimat ganz nah dem Rathaus beziehen kann.

Weitere Themen  in den GN diese Woche:


Weitere Zeitungsartikel: Archiv


Bestellen Sie jetzt Ihre online!

Die Grenzland-Nachrichten legen ganz besonderen Wert auf die lokale Berichterstattung.
Viele Sportinteressierte schätzen die ausführliche Berichterstattung aus den unteren Ligen und dem Jugendbereich.


Links innerhalb Lobberich.de:

Gästebuch

home

Kontakt

virtuelle Postkarten


Impressum - Datenschutzerklärung