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Donnerstag, 10. Februar 2004


Gefürchtete schwarze Asche


Der alte LSC-Platz ist bald "nur noch" Geschichte/ Neue Dreifachturnhalle ein neues Kapitel des Sports

Von Kristina Alfken

Lobberich. Bald ist die Geschichte des alten LSC-Platzes wirklich Geschichte. Mit der neuen Dreifachhalle wird in diesen Tagen eine neue geschrieben, wenn die Bauarbeiten beginnen. Die schwarze Asche ist längst mit Gras überwachsen, nur die Erinnerungen bleiben noch wach. Leichtathleten, Reiter, aber vor allem Fußballer haben sich auf dem LSC-Platz spannende, "heiße" Wettkämpfe geliefert.

1902 schlug die Geburtsstunde des Lobbericher Sportclubs, aber unter diesem Namen wurde nicht von Beginn an Sport getrieben. Begeistert habe sich die damalige Jugend getroffen, meist in losen Verabredungen, oft aber an unpassenden Stellen, so liest man in der Festschrift zum 75-jährigen Bestehen. Schließlich wurde eine Spielgemeinschaft mit dem Namen Fußballclub Preußen 1902" gegründet. Die Vereinsfarben: schwarz-weiß. Auf der früheren Reitbahn neben dem heutigen Sportgelände an der Wevelinghover Straße brachte man den Fußballern die ersten Schritte bei. Da aber nur eine Fußballmannschaft bestand, kamen die Jüngeren selten zum Zuge. Sie gründeten 1904 den "Lobbericher Fußballclub". Doch die Bindung riss nicht ab, und man feierte 1905 die Wiedervereinigung. So entstand der "Lobbericher Fußballclub 1902", die Vereinsfarben: schwarz-weiß.

Die Vereinsfarben: schwarz-weiß

Doch bald genügte die Reitbahn den Anforderungen nicht mehr. Nachdem man kurz auf eine Viehweide im Sassenfeld ausgewichen war, stellte 1906 der damalige Besitzer der Schulzenburg in seinem Waldgebiet ein Gelände zur Verfügung. Im Fußball zog man nun weitere Kreise und spielte gegen Krefelder Vereine. 1909 wurde der Platz der nur kurze Zeit bestehenden Spielgemeinschaft "Zeppehna" frei,'der einen großen Teil der jetzigen Sportanlage bildete. Der Club mietete den Platz und erweiterte ihn mit großem Engagement. In einer Vereinsversammlung beschlossen die Mitglieder 1911 die Umzäunung des Platzes, die damit verbundenen Kosten brachte man selbst auf. Später entwickelte sich eim5 ernstzunehmende Konkurrenz, zum Beispiel mit dem Fußballclub "Viktoria" von der Wevelinghover Straße. 1913 fusionierten die beiden Vereine, der Name: "Lobbericher Sportclub OT', die Vereinsfarben: schwarz-weiß.

Große Hoffnungen auf schöne Erfolge in der Zukunft machte der beginnende erste Weltkrieg zunichte. Diejenigen, die nicht in den Krieg ziehen mussten, hielten den Verein mühsam aufrecht. Der Krieg hinterließ auch auf dem Sportplatz sichtliche Spuren, aber schon wenige Wochen nach dem Ende behoben die Vereinsmitglieder mit Fleiß und Ausdauer die Schäden, und er war schnell wieder bespielbar. Die Erfolgskurve ging recht steil nach oben: 1920 wurde man Meister der A-Klasse. Bis zum Jahre 1927 wurde die Platzanlage immer wieder verbessert und schließlich eine Laufbahn installiert. Neben dem Fußball drängte die Leichtathletik immer mehr in den Vordergrund.

Auch der zweite Weltkrieg hinterließ deutliche Spuren. Die Reihe der Fußballspieler lichtete sich, und der LSC behalf sich zunächst mit auswärtigen Spielern, doch im Winter 1943/44 wurde der Spielbetrieb eingestellt. Auch jetzt war der Platz deutlich in Mitleidenschaft gezogen. Mit dem Freundschaftsspiel gegen den damaligen Niederrheinmeister, dem Rheydter Spielverein, wurde 1946 die instandgesetzte Anlage wieder eingeweiht.

Über die Mauer geschaut

Die Lokalkämpfe der Fußballer blieben vielen in wacher Erinnerung. Heute würde man diese sportlichen Höhepunkte "emotionale Highlights" nennen. Hans Ringendahl, über viele Jahre in vielen Bereichen des LSC tätig, erinnert sich: "Die Lokalkämpfe waren sagenhaft. Es gab harte Auseinandersetzungen nicht nur unter den Spielern, sondern auch zwischen den Zuschauern der unterschiedlichen Orte." Nicht selten kamen 3.000 bis 4.000 Zuschauer zu den Spielen. Einige Fußballbegeisterte, die den Eintritt nicht zahlen wollten oder konnten, stellten sich auf ihre Fahrräder und schauten über die Mauer. Nicht selten musste jemand den Ball vom benachbarten Handballplatz holen, was teilweise zu einer Verzögerung von bis zu fünf Minuten führte.

Verkaufstände vor dem Eingang versorgten die Zuschauer mit Süßigkeiten und Getränken. Aber man traf sich nicht nur zum Spiel, sondern häufig auch noch anschließend in der nahe gelegenen Kneipe des Inhabers Graf.

Lothar Kronauer, ehemaliger Fußballspieler beim LSC, erinnert sich: "Am schönsten waren die Lokalspiele. Für die Gegner war der Aschenplatz ein gefürchteter Ort. Punkte hier wegzuholen, war sehr schwierig. Hier brüllten die Zuschauer Lobberich zum Sieg, daher war der Platz ein Garant für den Erfolg."

Auch dieser Blick wird bald Vergangenheit sein: Auf dem Gelände des LSC-Platzes entsteht die neue Dreifachhalte, die vor allem dem Schutsport des Werner-Iaeger-Gymnasiums dienen soll. Foto: Ulrich Rentzsch


Reitturnier auf dem LSC-Platz Foto: Archiv Lobberland.de

1957 stieg der Lobbericher SC in die Landesliga auf, aber der alte LSC-Platz konnte den gesamten Spielbetrieb nicht mehr gewährleisten. Nach zweijähriger Arbeit wurde 1958 das Lobbericher Stadion eingeweiht. "Die Fußballspieler haben das Stadion nicht richtig angenommen. Hier wurde nie mehr die Leistung gebracht wie auf dem alten Aschenplatz", sagt Kronauer. Gerechtfertigt war der Bau allemale. Zum Lokalderby gegen den TSV Kaldenkirchen kamen in dieser Zeit immerhin 3.000 Zuschauer

Ein Bild aus alten Tagen: Reitturnier 1965 auf dem alten LSC-Platz.

Ort der sportlichen Karriere

Auf dem Gelände fanden aber nicht nur Fußballspiele statt sondern auch hochgradige Reitturniere. Hiervon waren die Fußballspieler nicht begeistert, weil die Pferde den Platz beschädigten. Karl-Heinz Giebmanns war der Lokal-Matador, heute noch als Reit-Ausbilder aktiv. Auf der Anlage hielten auch Leichtathleten ihre Trainingsstunden ab. Anneliese Gerhards begann hier nüt ihren Übungen und wurde schließlich achtmalige deutsche Speerwurf-Meisterin und nahm dreimal an den Olympischen Spielen teil.

An dem Ort haften viele lebhafte Erinnerungen sportliche und gesellschafthche. In diesen Tagen erfolgt der Spatenstich der DreifachSchulsporthalle. Damit beginnt ein neues Kapitel des Sports.


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