Das Lobbericher St. Martinsfest
in frühester Zeit

aus: Rhein und Maas vom 25. September 1929


Der Vorstand des Martinsvereins Lobberich hatte vor wenigen Wochen seine erste Besprechung über die diesjährige Martinsfeier. Fackelzug der Schulkinder mit nachfolgender Kinderbescherung und ein großes Martinsfeuer auf dem Markte ist der gewöhnliche Verlauf des Abends.

Früher war das anders. Ich will aber nicht davon reden, was die ältere Generation heute noch gerne von den Martinsabenden der alten Zeit erzählt, sondern nur ein paar Aufzeichnungen aus alten Akten bringen, die den ersten Ansatz zu der heutigen Art der Martinsfeier gegeben haben werden. Sie werden gewiß die Aufmerksamkeit der Leser finden und vielleicht auch dem Martinsverein willkommen sein.

Pfarrer und Bürgermeister schrieben

Nach alter Gewohnheit ziehen die Kinder am Martinsabend in den Straßen umher und werden ihnen dann in einzelnen Häusern kleine Gaben verabreicht. Diese Freude ist den Kindern wohl zu gönnen doch kommem dabei manche (unleserlich) vor, die sich aber dann verhüten lassen, wenn die Kinder unter Aufsichtr der Lehrer diesen Zug machen. Die unterzeichneten werden für morgen diesae Aufsicht veranlassen, bitten aber diejenigen Mitbürger, welche in früheren Zeiten gewohnt waren, Gaben zu spenden ihnen den Betrag an Naturalien oder Geldspenden zu übergeben um dieselben später an die Kinder zu verteilen.

Lobberich, den 8. November 1869
Hegger, Pfarrer
Winkelmann, Bürgermeister

Es spendeten:

Hegger 2000 Nüsse, Winkelmann 1 Taler, Kessels 500 Nüsse, Bongartz Birnen und Nüsse, zahl nicht angegeben, Növer, van der Upwich, C. Niedieck, (?).Färvers, Th. Mommers, B. Peltzer, M. Koenigs, Heinr. Heythausen, Caster, J. E. Dohmes, W. Bötzkes, J. Conr. Pötter, Conr. Gartz je 10 Silbergroschen. Außerdem nochmals Koenigs Nikolaus 1 Korb Aepfel.

Ein Vermerk auf demselben Schriftstück lautet:
6 Laternen

1/14

3 Lichter

5/3

Spekulatius

2/25


4/14/3

(gemeint sind Taler. Schade, dass man mit so geringen Mitteln nicht mehr auskommen kann)

1871 schrieb PfarrerHegger an den Bürgermeister:

So sehr es mir widerstrebt, eine wirkliche Freude den Kindern zu versagen, so bin ich doch sehr geneigt, nach vierjähriger Erfahrung der Kinder am Martinsabende als Unfug zu bezeichnen. Wenn wir Ordnung haben wollen, so ist darauf zu achten, daß die Kinder mit der Abendglocke zu Hause sind. - - - Ich halte es nicht für gut, am Martinsabende eine Ausnahme zu machen. Ich werde mit den Lehrherrn überlegen und die Sache so einzurichten suchen, daß der Umzug (...) wenigstens auf eine frühe Zeit verlegt wird.

Was die Musik angeht, so möchte ich wünschen, daß diese ferngehalten würde, denn dadurch wird der Abend mehr und mehr zu einem Spektakelsabend gestempelt.

1876 gab der Bürgermeister den Lehrpersonen bekannt, daß er das Ausziehen der Kinder nur dann dulden werde, wenn die Lehrpersonen zu der Beaufsichtigung bereit seien. Lehrer Istas war zur Beaufsichtigung der Kinder bereit, die Lehrer Lepper, Holthausen und Engbrocks äußerten sich nicht, die Lehrerinnen Aretz I und II, Schürmann u. Hölter lehnten die Beaufsichtigung ab.


 St. Martinsverein